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Buchloer Zeitung / Artikel stammen aus dem Jahre 1968
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Landratsamt und Bezirksschulamt suchen das offene Gespräch
Schulproblem brachte Unruhe im Landkreis Noch vielfach Unklarheit über die Tragweite des Schulgesetzes - Gemeinden müssen nach Lösungen suchen
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Die Diskussionen über das Schulproblem reißen nicht ab. Das neue Volksschulgesetz vom 1. Januar 1968, das in Bayern bereits überfällig war, löste vor allem in den ländlichen Gemeinden als Hauptbetroffene große Unruhe aus. Das heiße Thema heißt Verbandsschulen, deren Errichtung für viele Gemeinden mit großen Opfern verbunden Ist. Gerade in den letzten Wochen und Monaten fanden im ganzen Landkreis zahlreiche Versammlungen über dieses Problem statt, mit dem Ergebnis, daß sich vorläufig in den meisten Gemeinden noch keine Lösung der Schulfrage abzeichnet. Da mit dem Volksschulgesetz dringende Vorschriften erlassen wurden, lud das Landratsamt Kaufbeuren mit dem Bezirksschulamt zu einer Pressekonferenz ein, um die vielfach noch vorherrschenden Unklarheiten über diese Frage zu beseitigen.
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Schulgesetzes: “Die bestehenden Volksschulen sind unverzüglich, spätestens bis zum Beginn des Schuljahres 1978/79 den Vorschriften des Artikels 11 und 12 anzupassen". Durchgeführt wird das Gesetz von den Regierungen, da die Volkschulen staatliche Einrichtungen sind. Schulen, die bis zu dem genannten Zeitpunkt nicht den Richtlinien des Gesetzes entsprechen, werden dann aufgelöst. Wenn innerhalb des Landkreises keine Einigung zustandekommen sollte, so wäre die Folge, daß die Regierung zur Aufstellung eines Gesamtplanes gezwungen wäre, der unter Umständen sogar mit Zwangsmaßnahmen verwirklicht würde. Die Nachteile, die sich daraus für die Gemeinden ergeben würden, liegen auf der Hand. Günstigere Möglichkeiten wären dann vielleicht verbaut und Lösungen getroffen, die sich nicht mehr mit den Interessen der Gemeinden decken würden. Problem demokratisch lösen Bei der Pressekonferenz wurde deutlich, daß der Landkreis Kaufbeuren im Gegensatz zu anderen Landkreisen sehr demokratisch an dieses Problem herangeht. Er überläßt den Gemeinden die Möglichkeit, selbst nadi einer günstigen Lösung zu suchen, wobei die Pläne allerdings zusammenstimmen müssen und nicht eventuell zwei oder drei Gemeinden in den verschiedenen Gebieten übrig bleiben. Dennoch sieht die Bevölkerung in den Vertretern des Landratsamtes und des Bezirksschulamts Feinde für ihr Gemeinwohl und übersieht dabei, daß diese das offene Gespräch suchen und die Probleme sachlich und gütlich besprechen wollen. Dabei sind sie, wie Landrat Josef Rid und Wilhelm Grotz betonten, durchaus bereit, Vorschläge zu akzeptieren, wenn sie günstige Lösungen der Schulfrage beinhalten. Zweifellos bedeutet die Schulreform einen tiefen Einschnitt in die dörfliche Entwicklung. Aber die heutigen Volksschulen entsprechen auf dem Land weder dem Gesetz noch den Anforderungen der Zeit. Die Gemeinden müssen nach neuen Formen des kulturellen Lebens suchen, denn die „alten Zeiten" sind vorbei. Der Zeitpunkt, als man sich in jeder Beziehung auf das eigene Dorf beschränken konnte, ist längst vorbei. Es geht um die Loslösung von als selbstverständlich geltenden Traditionen, denn vordringlich ist das Wohl unserer Jugend, die nur mit einer den Anforderungen des Zeitalters der Technik entsprechenden schulischen Ausbildung bestehen können wird. ss
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Zu der Besprechung hatten Landrat Josef Rid, Schulrat Wilhelm Grotz und Oberregierungsrat Dr. Otto Reigl eingeladen. In einem sachlichen Gespräch wurde die Notwendigkeit herausgestellt, der Bevölkerung die Tragweite des Gesetzes zu unterbreiten. Es geht dabei um den Artikel 11 des Schulgesetzes, in dem es unter Absatz 1 heißt: „Die Volksschulen sind so zu errichten, daß die Schüler grundsätzlich auf Jahrgangsklassen, mindestens aber auf vier Klassen verteilt werden". Wie die vergangenen Versammlungen gezeigt haben, verleitet dieses Gesetz zu der Auslegung, daß auch vierklassige Schulen eine Lösung des Problems darstellen könnten. Tatsächlich aber schreibt der Gesetzgeber vor, daß dies nur dann der Fall sein kann, wenn keine anderen Möglichkeiten bestehen. Auf den Landkreis Kaufbeuren bezogen gilt die vollgegliederte Schule als zwingendes Gesetz. Bekräftigt wird dieses Gesetz durch eine Erklärung des Bayerischen Kultusministers, in der die vollgegliederte Schule als Grundsatz bezeichnet wird, während die „weniger gegliederte Schule, aber wenigstens die vierklassige die Ausnahme ist". Darin heißt es weiter: „Vollgegliederte Volksschulen sind überall dort zu errichten, wo nicht gewichtige, objektive und im einzelnen nachzuweisende Gründe ein Abweichen von der Jahrgangsklasse gebieten". Gewichtige Gründe dürften auf den Landkreis Kaufbeuren mit einem voll ausgebauten Straßennetz jedoch nicht zutreffen. Allein aber im Hinblick auf die Zukunft, auf die ständig steigenden Anforderungen auch an die ländliche Jugend, könnte eine vierklassige Volksschule keine endgültige Lösung darstellen, zumal sie mit der Gefahr verbunden wäre, wenige Jahre später doch in eine vollgegliederte Schule umgewandelt werden zu müssen. Ein weiteres einleuchtendes Argument für die vollgegliederte Schule ist auch der Absatz 3 des Artikels 11:
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„Für die Schüler des neunten Schülerjahrganges sind in jedem Fall eigene Jahrgangsklassen zu errichten". Hier gibt es nun keine Ausnahmen. Die gesonderte Führung einer neunten Klasse ist nur an einer Schule möglich, die die entsprechende Anzahl an Schülern aufweisen kann. Vierklassige Schulen können diese Voraussetzung nicht erbringen, so daß sich zwei Schulverbände zusammenschließen müßten, was zwei große Nachteile mit sich bringen würde: Neue Verkehrsverbindungen für möglicherweise nur einen oder zwei Schüler in einer Gemeinde mit erheblich weiteren Anfahrtswegen; erzieherische und unterrichtliche Schwierigkeiten in der neunten KIasse eine Gruppe zusammenkäme, die sich noch nicht kennt und ergänzt. Man kann es also auch als Gebot der Vernunft bezeichnen, so große Schulverbände zu gründen, die eine neunte Klasse ermöglichen, zumal sie nicht nur eine Fortsetzung der Volksschule, sondern ein entsprechender Abschluß sein soll.
Fachlehrer rücken in den Vordergrund Zu den Einwänden gegen große Verbandsschulen gehörte in letzter Zeit immer wieder, daß an solchen „Mammutschulen" die erzieherische Seite leide. Hier aber muß man bedenken, daß jeder Lehrer in irgendeiner Weise einseitig veranlagt ist. Ein beispielsweise un- musikalischer Lehrer, der seine Schüler über vier und acht Jahre unterrichtet, wird diese nie an die Musik heranführen können. An größeren Schulen aber bieten sich die Möglichkeiten eines Unterrichts durch Fachlehrer, der auch an Volksschulen immer mehr in den Vordergrund rücken wird. Da an einer neuzeitlichen Volksschule aber auch eine Turnhalle, ein Werk-, Physik- und Handarbeitsraum sowie eine Schulküche nicht fehlen dürfen, ergeben sich für vierklassige Schulen kaum tragbare finanzielle Belastungen. Als Zeitpunkt für die Durchführung der Volksschulreform steht in Artikel 23 des
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Bürgerversammlung in Lamerdingen: Im Interesse unserer Kinder für ein gutes Ergebnis
Bürgerschaft steht der neuen Schulform mit viel Skepsis gegenüber – Landrat Josef Rid: Beitritt zum Schulverband gesetzlich vorgeschrieben
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L a m e r d i n g e n. (eh) 0.36 zeigte der Uhrzeiger in der Nacht vom Samstag auf Sonntag, als Bürgermeister Josef Schmid die Bürgerversammlung im Schützenheim, bei der sich viele wegen der geplanten Verbandsschule die Köpfe „heiß redeten", schloß. Allgemein war die Bürgerschaft wenig erfreut darüber, daß Oberregierungsrat Dr. Reigl und Schulrat Grotz, zwei kompetente Männer für dieses „Mammutproblem", dieser Versammlung ferngeblieben waren. Nur Landrat Josef Rid war von höherer Warte zur Stelle und mußte das Kreuzfeuer der Meinungen über sich ergehen lassen. Bürgermeister Josef Schmid hatte einleitend die augenblickliche Lamerdinger Schulsituation beleuchtet und dazu erklärt, daß auf Grund des neuen Schulgesetzes für Lamerdingen jetzt primär die Frage darin bestehe, ob man sich dem geplanten Schulverband in Buchloe oder dem in Igling anschließe. Gemeinderat Josef Jaser brachte den Vorschlag ins Gespräch, ob es denn nicht möglich sei, wenigstens die ersten vier oder fünf Klassen im Dorf zu belassen. Man fische in dieser Schulverbandsangelegenheit noch sehr im trüben, war die Ansicht von Pater Georg Gärtner. Besonders die erzieherischen Aspekte würden seiner Meinung nach bei einer Verbandsschule sehr leiden.
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Landrat Josef Rid erklärte, daß ab 1978 nur noch voll ausgebaute Schulen gebaut würden. Wenn man sich in dieser Frage nicht selbst entscheide, würde die Regierung entscheiden, und je länger man damit warte, desto geringer werde der Zuschuß werden. Jede beteiligte Gemeinde sitze im Schulverbandsausschuß und bestimme mit, wie, wann und was zu zahlen ist. Wenn die Gemeinde keine andere Möglichkeit als die des Beitritts zum Schulverband Buchloe oder Igling hat, dann entscheidet sie sich für den Schulverband Buchloe. Dies ließ Bürgermeister Josef Schmid durch Erheben von den Sitzen feststellen. Landrat Josef Rid ließ erklären, daß er als Staatsbeamter gezwungen sei, dieses Schulgesetz durchzuführen. Er werde dabei von der Regierung schon entsprechend unter Druck gesetzt. Eine Alternative, wie sie Pater Georg Gärtner vorschlug, sei einfach nicht drin. Pater Georg Gärtner hatte in seinen Worten durchklingen lassen, daß dieses Problem für ihn noch einiger Zeit der Reife bedürfe. Er könne sich vorstellen, daß dieses Gesetz im Laufe der Jahre noch einige Neufassungen, Einschränkungen und Änderungen erfahre. Neben der finanziellen Belastung für die Gemeinde sehe er die Gefahr darin, daß sich das Geschäfts- und Wirtschaftsleben mehr und mehr in Buchloe zusammenballe, daß mehr und mehr Pendler von Lamerdingen ihren Wohnsitz nach Buchloe verlegen würden und daß Lamerdingen dann über kurz oder lang zu einem Weiler degradiert werde. Würden Schüler jüngeren Alters in diese Schule pendeln, so müsse dies bedenklich stimmen. Die charakterliche Bildung der Schüler und das Verhältnis Lehrer - Familie - Schiller sehe er dabei ernstlich gefährdet. Wenn man uns von zwei Ubeln das kleinere wählen läßt, dann bleibt es natürlich Buchloe, vorausgesetzt, setzt, daß uns die Regierung keine andere Möglichkeit mehr läßt, betonte Pater Georg Gärtner abschließend. Landtat Josef Rid hatte noch erklären lassen, daß kleinere Lösungen mit vierklassigen Volksschulen nur dort von der Regierung zugelassen würden, wo es die räumlichen Verhältnisse nicht anders erlauben und nach ihren Gesichtspunkten keine bessere Möglichkeit bestehe (Gebirgsgegend beispielsweise). Gemeinderat Alois Gayer erwähnte, daß er, bevor keine genauen Ausführungsbestimmungen zum Schulverband vorliegen, nicht für einen solchen stimmen werde. Bürgermeister Josef Schmid: „Im Interesse unserer Kinder hoffen wir, diesen Komplex so meistern zu können, daß er zu einem guten Ergebnis kommt."
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Wir sehen uns von diesem Schulproblem schon seit über einem Jahrzehnt konfrontiert, erklärte Bürgermeister Josef Schmid einleitend. 1954 habe man eine neue Lehrerwohnung gebaut. Schon zu diesem Zeitpunkt sollte auch eine neue Schule gebaut werden. Vor ein paar Jahren hätten sich die Gemeindevertreter von Großkitzighofen, Kleinkitzighofen und Lamerdingen zusammengesetzt, um über eine Verbandsschule im nördlichen Landkreis zu diskutieren. Dies komme heute auf Grund des neuen Schulgesetzes und der darin verlangten Mindestschülerzahl nicht mehr in Frage. Die Gemeinde habe nur die Möglichkeit, dem Schulverband in Buchloe oder in Igling beizutreten. Igling käme dabei kaum in Frage, da man zu dieser Gemeinde weder wirtschaftlich noch kulturell irgendwelche Beziehungen pflege. Zur Finanzierung könne noch niemand konkrete Angaben machen, doch sei gewiß, daß die Finanzbehörde keine Gemeinde ins Undenkliche verschulden lasse. Ein gewisser Obulus in Form einer Erhöhung der Umlagen werde aber sicherlich kommen. Bis zum 1. April dieses Jahres müsse der Beschluß des Gemeinderates über die Teilnahme am Schulverband beim Landratsamt vorliegen. Landrat Josef Rid erklärte, daß man finanziell erst dann etwas genaues sagen könne, wenn man wisse, wieviel Gemeinden mit wieviel Klassen sich an dem Schulverband beteiligen würden. Bei den anfallenden Schulbuskosten trage der Staat, jedenfalls augenblicklich, 60 Prozent, der Landkreis 20 Prozent und der Schulverband 20 Prozent. Wie lange der staatliche Zuschuß in dieser Höhe fließe, könne auch er nicht sagen. Beim Zuschuß für den Schulverband konnte sich Landrat Josef Rid noch nicht festlegen. Er meinte, daß es 35 Prozent, eher weniger, sein werden. Gemeinderat Josef Jaser brachte den Vorschlag ins Gespräch, die ersten fünf Klassen im Dorf zu belassen und die übrigen nach
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Buchloe in den Schulverband zu schicken. Bürgermeister Schmid erklärte dazu, daß dies wegen der unzumutbaren Zustände der Schulräume und der miserablen sanitären Anlagen nicht mehr möglich sei. Vom Staat bekomme man für einen Neubau keinen Pfennig Zuschuß und außerdem an eine mehrklassige Schule keinen Lehrer mehr her. Überhaupt, meinte der Bürgermeister, werde ja, was die Kosten anbelange, vom Staat eine Finanzreform durchgeführt und man dürfe nicht so schwarz sehen und gleich glauben, der Staat mache bankrott und alles gehe kaputt. „Wenn wir zum Gesetzgeber kein Vertrauen mehr haben, dann dürfen wir aufhören und zumachen." Es seien immer wieder Mittel und Wege gefunden worden, um einer Finanzmisere zu entfliehen und so dürfte es auch bei diesem Problem sein. Infolge der Verschuldung habe die Gemeinde eine erhöhte Schlüsselzuweisung bekommen. „Die Schulden müssen sich aber immer in vertretbarem Rahmen bewegen und dafür sorge nicht zuletzt die Aufsichtsbehörde." Im Zusammenhang mit der ungeheuren finanziellen Belastung, die durch den Beitritt zu einem Schulverband entstehen würde, erklärte Bürgermeister Schmid weiter: Bei der Grundstückszusammenlegung und dem damit verbundenen Wirtschaftswegeausbau hätte der Staat 75 Prozent Zuschuß gezahlt, doch man habe dieses Geld ja nicht gewollt . . . Vielfach wurde von den Gemeindebürgern auch kritisiert, daß es doch unmöglich sei, Kinder mit sechs Jahren und wenig älter tagtäglich nach auswärts mit dem Schulbus in die Schule zu schicken. Mit dem Schulbus und der entstehenden Wartezeit bis zur Abfahrt des Schulbusses wurde ein weiteres Problem in die Gesprächsrunde geworfen. Bürgermeister Schmid meinte dazu, daß die Schüler während dieser Zeit in einem eigenen Raum von einem Lehrer betreut würden und ihre Hausaufgaben ausführen könnten.
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Buchloer Zeitung vom Mittwoch den 11. Dezember 1968
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Noch kein Beschluß für Schulverband Buchloe ... denn fünf Gemeinden sind dagegen Aussprache brachte keine Einigung - Waal wünscht eigene Hauptschule - Großkitzighofen schaut über die Grenze
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BUCHLOE hö - Eine ganze Weile sah es so aus, als würde auch diese Diskussion .über den geplanten Schulverband Buchloe wie das Hornberger Schießen ausgehen. Am Ende der Versammlung, zu der Landrat Rid und Schulrat Grotz die Vertreter der 16 beteiligten Gemeinden nach Buchloe eingeladen hatten, zeigte sich dann aber doch, daß sich die Mehrzahl der Gemeinden für Buchloe entschieden hat. Gegen die Verbandshauptschule sprachen sich nur die Bürgermeister von GroBkitzighofen, Bronnen, Waal, Emmenhausen und Waalhaupten aus.
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Landrat Rid, der die Bürgermeister, Gemeinderäte und Elternbeiräte begrüßte, erinnerte zu Anfang an die vielen Versammlungen in den einzelnen Ortschaften, bei denen Kreis und Schulamt sich bemüht hatten, über die geplante Schulreform aufzuklären. Wie Schulrat Grotz noch einmal erläuterte, ist beabsichtigt, in Buchloe eine Grundschule (Klassen 1 bis 4) und eine Hauptschule (Klassen 5 bis 9) zu errichten. Für den Raum Weicht, Eurishofen, Beckstetten und Weinhausen wird vermutlich ebenfalls eine Grundschule entstehen. Im Raum (Waal, Eurishofen, Bronnen und Waalhaupten) wurde eine Grundschule mit den Klassen 1 bis 4 vorgeschlagen. Grotz war der Meinung, daß alle an der Verbandsschule Buchloe beteiligten Gemeinden nicht warten sollten, bis sie von der Regierung um ihre Stellungsnahme gebeten werden, sondern sich möglichst bald zu entscheiden. Denn einerseits werden die Planungen der Baumaßnahmen eine erhebliche Zeit in Anspruch nehmen, auf der anderen Seite aber ist die Raumnot in der Buchloer Volksschule schon jetzt beträchtlich. Sie wird im kommenden Jahr noch größer werden, da das Schulamt gezwungen ist, die 9. Klassen in die Stadt zu legen.
Schule des Volkes
Besonders hob Schulrat Grotz hervor, daß jede Hauptschule möglichst groß gebildet werden müsse. „Die Hauptschule soll in Zukunft die Schule für die Masse sein, man will nicht, daß ein noch höherer Prozentsatz der Kinder an Gymnasien und Realschulen abgeht. Die Hauptschule ist die Schule des Volkes und soll es bleiben." Dafür müsse aber ein Unterricht geboten werden, der sich in jedem Fall „sehen lassen" könne. Nur in einer großen Hauptschule sei es möglich, die Kinder nach ihren Begabungen in Gruppen aufzuteilen und zu fördern. Außerdem sei nur eine große Hauptschule wirtschaftlich vorteilhaft, da alle Nebenräume voll ausgenützt werden können. Für die Buchloer Verbandsschule sind In der Hauptschule etwa 18 Klassen mit rund 600 Schülern geplant, eine Zahl, die nach Schulrat Grotz, gut überschaubar ist. Die Buchloer Grundschule wird mit 20 Klassen und zirka 700 Kindern angegeben. „Das ist für die Grundschule zuviel, wir werden gezwungen sein, sie zu teilen, damit kein Massenbetrieb entsteht'. Zu dem Problem des Transportes, das Elternbeiratsvorsitzender Peter Pauli aus Waal in Diskussion warf, erklärte der Schulrat, daß sich die Kinder keineswegs vor der Omnibusfahrt fürchten.
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Natürlich müßten eigene Bushaltestellen eingeplant werden, wo die Schüler unbehindert vom Straßenverkehr ein- und aussteigen können. Ebenso seien Aufenthaltsräume wichtig, wo die Kinder auf die Abfahrt des Busses oder den Anfang des Unterrichtes warten können. Aber diese Probleme müßten dann von Experten gelöst werden.
Großkitzighofen ist dagegen
Mit "keineswegs gewogen" und „ziemlich ablehnend" beschrieb Bürgermeister Josef Leinsle die Stellungnahme seiner Gemeinde Großkitzighofen zum geplanten Schulverband Buchloe. Er halte, so erklärte er, über die Landkreisgrenze hinweg Ausschau, ob sich dort etwas anderes für Großkitzighofen ergibt. Seine Begründungen waren der weite Weg, der eine Zumutung sei und daß die finanzielle Seite „nicht ganz sicher" sei. Es werde gemunkelt, daß eines Tages die Gemeinden die Hauptlast der Verbandsschulen zu tragen haben. Bürgermeister Leinsle erklärte, er werde die Entscheidung so weit als möglich hinauszögern. „Ich warte, bis der Zwang kommt und ich kann nur hoffen, daß es dann nicht zum Nachteil der Gemeinden ist". Weitere Gegner des Schulverbandes Buchloe waren die Gemeinden Waal, Bronnen, Emmenhausen und Waalhaupten. Diese Gemeinden haben schriftlich Einspruch gegen diese Lösung erhoben. „Die Hauptschule in Buchloe kann keine gute Lösung sein", meinte Bürgermeister Matthäus. Lang aus Waal. Er sei nicht gegen eine gute Ausbildung der Kinder, aber er wünsche, sie in. näherer Umgebung. Auch sei er noch nicht ganz überzeugt, daß die Kinder in einer großen Hauptschule viel mehr lernen könen. Als Begründung des Einspruchs, den die vier Gemeinden gegen den Plan einlegten, erklären sie, daß es bei gutem Willen möglich sein müßte. in Waal eine voll ausgebaute Hauptschule zu errichten, Auch fürchten sie, „kein effektives Mitspracherecht" in Buchloe zu erhalten. Des weiteren führten die Gemeinden um Waal die Entfremdung so wie die Entwurzelung und Entfremdung der Kinder von der Gemeinde ins Feld.
Gegen Waal entschieden
Schulrat Grotz betonte, daß viele Gemeinden, die die Wahl gehabt hatten, in die ursprünglich geplante Hauptschule nach Waal oder nach Buchloe zu gehen, sich gegen Waal entscheiden haben. Er selbst sei heute froh darüber, daß diese Hauptschule nicht zu Stande gekommen ist.
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Denn heute sei klar, daß einzügige Schulen nicht von langem Bestand sein können „Mit 95prozentiger Sicherheit kann ich sagen daß sich bis spätestens 10 Jahren das Geld für den Neubau einer solchen Schule als falsch investiert erweisen würde. Die kleine Hauptschule hat für die Zukunft keine Existenz". Von einer „Überstimmung" Buchloes gegenüber den anderen Gemeinden könne außerdem keine Rede sein. Der Schulverbandsausschuß, der mit der Regelung aller Aufgaben betraut werden wird, setzt sich aus den 1. Bürger« meistern der beteiligten Gemeinden und einem weiteren Gemeindemitglied pro 100 Schüler zusammen.
Bürgermeister Motzer betonte, die Planung der Verbandsschule sei nicht Aufgabe der Stadt Buchloe, sondern des Ausschusses. Das Beste für alle Beteiligten sei, auf gutem und harmonischem Weg eine Lösung zu finden. Bürgermeister Hartung, Bronnen, gab zu bedenken, was mit den zum Teil neu erbauten Schulen in den Dörfern geschehen solle. „Wir waren damals zu voreilig, als wir sie bauten, heute sind wir vorsichtiger". „Fehler sind gemacht worden, weil zum damaligen Zeitpunkt - als die Regierung zum Bau von Schulen drängte - noch niemand die schnelle Entwicklung klar voraussehen konnte. Aber die gleichen Fehler dürfen nicht wieder gemacht werden", meinte Schulrat Grotz. Man dürfe auch nicht krampfhaft versuchen, an der Vergangenheit festzuhalten Nach weiteren Diskussionsbeiträgen plädierte? Bürgermeister Schweigen, Beckstetten, dafür endlich von der „Kirchhof-Politik" wegzukommen und für die Zukunft zu planen. In einer kurzen mündlichen Abstimmung erklärten sich folgende Gemeinden vorbehalt los mit den Plänen der Verbandsschule Buch loe einverstanden, für die Hauptschule: Dil lishausen, Lamerdingen, Kleinkitzighofen, Lin denberg, Jengen, Ummenhofen, Weinhausen Weicht, Beckstetten, Honsolgen und Eurishofen; für die Grundschule: Dillishausen, Lamerdingen, Lindenberg, Jengen, Weicht und Honsolgen. Landrat Rid erklärte zum Abschluß der dreistündigen Versammlung, alle betroffenen Gemeinden würden noch einmal angeschrieben und sie sollten dann bis spätestens 20. Januar ihren Entschluß schriftlich mitteilen.
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